Exklusiv-Führung für CDU-Mitglieder und –Freunde in Holzhausen
Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs / Herwart Kopp: „Ich stelle nur da, ich kommentiere nicht.“
Die Lage in der Welt ist Kommentar genug
Bei der Führung durch die sehr umfangreiche, mit vielen vor allem auch lokalen Details versehenen Ausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg“ im Ortsarchiv in der Grundschule in Holzhausen gelang es Herwart Kopp einmal mehr, den Leitspruch „Gegen das Vergessen – für gemeinsames Gedenken“ lebendig werden zu lassen.
Hundert Jahre nach dem Beginn dieser „Urkatastrophe des vergangenen Jahrhunderts“ wollte Kopp das „Eiserne Buch“ mit den Namen der 76 Kriegsteilnehmer, die aus Holzhausen im Ersten Weltkrieg mit dabei waren und von denen elf nicht mehr nach Hause gekommen sind, „nicht einfach im Regal stehen lassen“. So entstand die Idee zu einer Sammlung, die seinesgleichen sucht: Dort wo er vor wenigen Jahren sein Archiv eingerichtet hat, entstand eine so tiefgründige, erschütternde Zusammenstellung eines Geschehens in einer Zeit, in der scheinbar alles auf einen Krieg zuzulaufen schien. Und so kam es. Nicht irgendwo, nicht weit weg, sondern mitten in Europa – mit der Ausweitung zum Weltkrieg.
Wie sehr dieses Geschehen die Menschen auch heute, gerade heute noch beeindruckt und niemanden kalt lassen kann, zeigten die zahlreichen Besucher bzw. Teilnehmer dieser Exklusiv-Führung für CDU-Mitglieder und –Freunde: sie betrachteten die Postkarten, die von der Front nach Hause geschickt worden waren, mit den Fotos der Soldaten auf der Vorderseite. Die vielleicht wenige Tage oder Wochen danach schon gefallen waren. Herwart Kopp las Passagen aus Briefen vor, in denen ein Denken deutlich wurde („er hatte den schönsten Tod, den es für einen Soldaten gibt“), das man sich in der heutigen Zeit nur mehr schwerlich vorstellen kann. „Ich kommentiere nichts, ich stelle lediglich dar“, sagte der Archivar der Stadt Sulz und von Holzhausen bei seinen Erläuterungen: Jeder möge sich sein Bild selber machen. Die Erläuterungen, die Hinweise alleine genügten. Sie waren beredtes Zeugnis für ein Geschehen, das heute unvorstellbar erscheint. Besonders berührend: die persönlichen Erinnerungsstücke und die damit verbundenen zahlreichen Bezüge zu Vorfahren, Verwandten, Nachbarsfamilien.
Dann im Vorraum die Betrachtung der Karten, mit all den Verirrungen und Verwirrungen, zu dem unendlichen Leid in Deutschland, Europa und in der Welt geführt haben. Bei Most und Schmalzbroten wurden die Gedanken ausgetauscht – auf der Grundlage dieser mit viel Liebe und großer Sorgfalt zusammengestellten Ausstellung. Herwart Kopp war als Initiator und Leiter deren Triebfeder, doch seine Mitstreiter Michael Schneider („Techniker“), Hans-Michael Schick („unser Handwerker) und Jochen Deibler waren genauso mit dabei und leisteten allesamt ihren Beitrag zu einer Gesamtschau, die Anlass zum Rückblick und zum Nachdenken gibt.
Herwart Kopp erläuterte nur, er kommentierte nicht. Dies war auch gar nicht notwendig. Denn wohl jeder hat bei Betrachten der Landkarten auf die Regionen in der Welt daran gedacht, dass gar nicht so weit weg von uns erneut Fürchterliches geschieht. „Und auch dies betrifft uns. Es kann uns keine Ruhe lassen, wenn ein paar Flugstunden entfernt von uns die Menschen brutalst abgeschlachtet werden“, so war des Öfteren zu hören.
An einem Abend bei einer Führung durch eine Ausstellung hundert Jahre nach dem Beginn der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Leichte Kost war dies nicht, wozu auch? Eine notwendige sehr wohl.